Ja zur Europareise: Der Moment, der alles ins Rollen brachte

Zum Start ein Thema, über das ich noch nie geschrieben habe: Was war der letzte Auslöser für die Entscheidung, zu kündigen und auf Europareise zu gehen?

Voller Wut und Enttäuschung tippte ich in mein Handy: „Mir reicht’s. Meinetwegen können wir jetzt auf Reisen gehen.“ Das war der Moment – oder besser der Satz, der alles ins Rollen brachte. Was war passiert?

Es war an einem Morgen bei der Arbeit. Um mich herum nahm der typische Redaktionsmorgen seinen Lauf – Konferenzen, Themenabsprachen, Kaffeetratsch, und ich saß an meinem Schreibtisch im Großraumbüro und konnte es nicht fassen: Wenige Minuten zuvor war etwas passiert, das das berühmte Fass zum Überlaufen gebracht hatte.

Eine befreiende Entscheidung

Heute ist es nicht mehr von Bedeutung, was genau passiert ist. Es hätte auch etwas anderes sein können. Es war einfach eine Situation mehr, die mir zeigte: Diese Arbeit, dieser Ort, passt nicht mehr zu mir. Es war schmerzhaft, weil immer noch großer Fan der Menschen um mich herum war. Aber es war auch befreiend.

Wenn dieser eine Moment nicht passiert wäre, wäre etwas anderes passiert. Irgendwann wäre ich so oder so aufgebrochen. Viel wichtiger war, was nach diesem Moment kam. Denn die auf den ersten Blick impulsive Entscheidung, etwas zu verlassen, ist das eine. Sie dann aber mit Bedacht umzusetzen, ist die andere.

Viele weitere wichtige Momente

Von der „Mir reicht’s“-Nachricht an meinen Partner bis zur Kündigung meines Jobs und dem Aufbruch zu unserer Europareise ging ich durch einen mühsamen Prozess. Das waren die Stationen, die meine Entscheidung untermauerten und dem weiteren Weg eine Richtung gaben:

  • Mein Reisegefährte und Partner Fabian fragte mich – während wir durch Oldenburg radelten –, ob es mir die Entscheidung erleichtern würde, wenn wir heiraten würden. Ich sagte „Ja“ zu diesem „Antrag“. Denn die Aussicht auf eine Hochzeit gab mir das Gefühl, dass wir nicht nur gemeinsam aufbrechen würden, sondern auch das Ziel hätten, gemeinsam zurückzukehren – oder in unserem Fall erst einmal weiter zu reisen.

  • In einem Kroatien-Urlaub beschäftigte ich mich mit dem Thema Veränderung und Loslassen – und kam dank einiger E-Books, Podcasts und Influencer*innen zu dem Schluss: Mit knapp 40 fängt das Leben erst richtig an! Es ist nie zu spät für eine grundlegende Veränderung. Ich will später nichts bereuen, was ich erst gar nicht versucht habe. Alles abgedroschene Lebensweisheiten, aber so verdammt wahr.

Diese Menschen machten mir Mut

  • Ich sprach mit einer „alten“ Schulfreundin über unsere Pläne. Ich würde sie als sehr bodenständig und vernünftig beschreiben. Als sie nur das Wort „Europareise“ vernahm, rief sie: „Mach das! Und wenn du dann noch den richtigen Reisepartner dazu hast, ist das doch die perfekte Gelegenheit.“ Ihre Worte waren wie der offizielle Segen für unser Vorhaben. Die meisten Freunde unterstützten unsere Pläne – nicht zuletzt, weil einige von ihnen wussten, dass ich mit meiner Situation schon lange nicht mehr zufrieden war.

  • Ausschlaggebend, es wirklich durchzuziehen, war aber noch etwas anderes: Zunächst war mir schleierhaft, was ich auf der langen Reise machen sollte. Denn während ich ohne Job losreisen würde, konnte Fabian seinen Job weiter remote ausführen. Womit würde ich mich beschäftigen, wenn er arbeiten würde? Städte besichtigen? Ins Museum gehen? Am Strand liegen? Schön für eine Zeit, aber nicht für Monate. Und so grub ich einen Traum aus, der lange unter den Pflichten und Ablenkungen des Alltags verschüttet gelegen hatte: Ich würde ein Buch schreiben, meinen ersten Roman. Endlich!

  • Wir überlegten uns, wie unsere Reise ansonsten aussehen sollte: Wo würde es beginnen (Spanien)? Wie oft würden wir den Ort wechseln (jeden Monat)? Mit welchem Auto würden wir fahren (Corsa!)?

Plötzlich hatten Fabian und ich eine Vision unserer Reise.

Alles lag klar vor uns.

Eine unausweichliche Entscheidung

Der ärgerliche Moment, der alles ins Rollen gebracht hatte, trat allmählich in den Hintergrund. Er war nur der letzte Auslöser gewesen. Ihm waren viele ähnliche Momente und Versuche vorangegangen, etwas zu verändern. Ja, ich hatte mich schon weiterbeworben und eine neue Position gefunden. Im Nachhinein glaube ich aber, dass sie nicht wirklich etwas verändert hätte. Ich hätte nur das Gleiche woanders gemacht, für mehr Geld und mehr Verantwortung zwar, aber es hätte mich nur stolz gemacht und nicht glücklich. Ich lehnte die Stelle ab – ohne zu wissen, warum. Es hätte gepasst. Damals fand ich es erst einmal total blöd von mir abzusagen.

Heute weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war: Ich wollte etwas Neues erleben. Neue Erfahrungen sammeln. Dazu lernen. Der Wunsch nach echter Veränderung lag in mir.

Habe ich es bereut?

Ich habe es getan: Mit fast 40 meinen sicheren Job gekündigt, meine Wohnung in Oldenburg aufgegeben – und los ging es! Bereut habe ich es nie. Es fühlt sich nur manchmal ein bisschen verboten an, weil es in vielen Momenten einfach zu schön ist, um wahr zu sein.

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